PBP 2019

P-B-P Nachlese

 

 

 

 

 

 

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Am Donnerstag früh wach geworden und aufgebrochen, um im Ziel Freunde, Bekannte und jede Menge Starter*innen zu treffen oder zu bejubeln. Auf dem Weg durch die Stadt läuft mir der strahlende Arun in die Arme?! Die Medaille glitzert an seinem Hals, das breite Grinsen spricht nur ein Wort: GESCHAFFT!

Unter dem Zielbogen jubeln jeder Art:

fassungsloses Kopfschütteln, tiefe Zufriedenheit, für sich alleine, in die Arme von Freunden/ Liebsten, einstudiert oder spontan . . . .

Auch kurz vor Vier wurden Finisher noch beklatscht, während andere im Park saßen und ihre Geschichten austauschten.

 

Ruhe brauchten wir alle, bevor es wieder nach Hause - zurück in eine andere Welt - ging!

 

Was beschreibt die Zeit danach treffender, als die Worte von Karl aus Seattle:

I'm resisting returning to "everyday" life, still reliving the ride in my sleep. 

Ich weigere mich, in den "Alltag" zurückzu-kehren und erlebe die Fahrt im Schlaf noch immer.


 

Nachtrag, über einen Monat später

Direkt danach bin ich eine Woche kein Rad gefahren und die ersten Meter waren schon auch noch gewöhnungsbedürftig. Nach zwei Wochen konnte ich erst wieder gut auf dem Rad sitzen, dann auch mit mächtig Druck. Zwei Fingerkuppen sind immer noch kribbelig. Die ersten zwei Wochen war essen kein Thema, seit vier Wochen haue ich rein wie ein Scheunendrescher. Nun sagt auch keiner mehr, ich sei schmal geworden . . . .

 

Qualen für die Legendenbildung

In vielen Berichten ist von extremem Schlafentzug und seinen Folgen die Rede. Klar, ich war auch ab und an müde und irgendwann auch nicht mehr schnell, aber fast schon "psychedelisch desorientiert" war mir völlig fremd. Ok, in Tinteniac nach gut 870 km auf dem Rückweg draußen auf dem Hof am Stand ein Baguette gekauft und oben in der Mensa bei der Suppe festgestellt, dass es fehlt . . .  . Natürlich sind Selbstaussagen an der Stelle zudem wenig verlässlich, doch mein Hirn hat keine Umrisse von Bäumen oder Verkehrsschildern fehlgedeutet, Sekundenschlaf Fehlanzeige. Ok, einmal den Rucksack nach einer spontanen Pause vergessen. Doch auch nach dem Aufwachen war ich fast sofort startklar und nur einmal bin ich ohne Trinkflaschen vom Rad Abstellplatz zur Kontrolle gegangen, also wieder hin und zurück, aber schon nach 210 Kilometern. Und die letzten knapp 400 km konnte ich ohne Schlaf in 24 Stunden durchfahren -  gefühlt ohne zu leiden.

 

Dimensionen unfassbar

Irgendwo habe ich im Vorfeld gelesen, dass das Interesse an PBP Berichten auch unerwartet geringer als an anderen Radgeschichten ausfallen kann. Die Vermutung, die riesen Distanz macht das Ganze surreal. Die Gründe kenne ich nicht, aber mir ging das auch so. Ich war aber auch selber noch nicht sprudelnd - PBP ist immer noch nicht ganz fassbar. So viele Eindrücke, was hat das mit mir gemacht?

 

Nochmal starten?

Was ne Frage, JA! Völlig egal, was ich direkt danach mit schmerzendem Hintern gesagt habe. Was ein Fest, vier Tage mit der Welt zusammen Rad fahren zu dürfen und dazu von einer ganzen Region eingeladen worden zu sein. Ihr Jubel und ihre Freuden waren über weite Teile Unterstützung, wie auch mit anderen Randonneuren zusammen zu fahren. Andere Passagen war ich herrlich alleine mit mir, nicht einsam!

Und wie dann, schneller, höher, besser, weiter? PBP gerne noch einmal als Duo oder im Team, was bei den Vorbereitungsbrevets ein wunderbares, gemeinsames Tun und mental kraftspendend war. Einmal alleine zu starten war super, aber das Teilen macht Augenblicke lebendiger und deshalb langlebiger. Ich erinnere mich jetzt meist an die Augenblicke, die ich mit Austauschpartnern verbracht habe. Schneller und besser (?!) - uninteressant. Ein anderes Brevet darf gerne mehr Höhenmeter oder eine längere Strecke haben, aber Neuland erfahren - wichtiger als Grenzen weiter ins Unvorstellbare verschieben.

Am liebsten würde ich jetzt gleich los, mit all denen, die ich während der Tage getroffen habe.

 

Ist es eine Sucht?

Nein. Aber eine Quelle großer Freude.

 

Zitiert aus dem Interview mit Fiona Kolbinger mit der TOUR (10/2019), bevor sie dieses Jahr bei PBP startete und nachdem sie das TCR mit 4000 km quer durch Europa gewonnen hat und sie von dessen Zielort, Brest, zum Start nach Paris mit dem Rad gefahren ist!

 

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