bergiges 600er Brevet

Hinweg                                 PARIS-BREST-PARIS

2019 

 

 

 

Ankunft bis START | ALLEZ | RETOUR | Nachschlag | Erfahrungen

 

 

A L L E Z - SONNTAG 18 Uhr:30

By the way, die Bilder sind nicht spitze, weil ich nur ne kleine Batterie Camara dabei hatte.

Den Wegen der Bergerie geschuldet wechselten auf den ersten Kilometern haufenweise Fahrer*innen ihre Schläuche. Zügig mit immer wechselnden Radlern wird Fahrt aufgenommen, um zu einer passenden Gruppe aufzuschließen. Die Strecke ist leicht wellig, ab und an werden wir durch winkelige Ortsdurchfahrten gebremst. Nach 30 km auf einem Wellenkamm eine Ambulanz, eine Mahnung aufzupassen, denn es ist hektisch – zum Glück nicht eng. Unvermittelt kommt uns ein Asiate mit einer abgebrochenen Kurbel entgegen. Die Dämmerung nähert sich, die Wellen werden länger. Doch von Gruppen gegen den leichten Westwind von vorne wenig zu sehen. Immerhin schon langsame Fahrer*innen aus Startblock I erreicht, wie mein Mitstreiter aus Honkong zu berichten wusste; sie waren eine Stunde vor uns gestartet.

Nach 120 km kurz Wasser fassen bei der recht vollen Verpflegung Mortagne und wieder los, doch auch auf dem Weg zur Kontrolle Villaines (220 km) wollte/konnte sich keine Gruppe für länger bilden.

War ich dafür zu zaghaft an den Steigungen, ich wollte auch nicht mal in die Nähe vom „Blaufahren“ kommen; evtl. zu schnell in der Ebene auf der Suche nach der großen super  Gruppe, statt es mal mit einer "langsameren" auszuprobieren?

In Villianes war es schon weniger voll. Geht der Taktik Plan auf, es zu versuchen, den Massen vorweg zu fahren?

 

 

 

MONTAG

Auch den Rest der Nacht ging es mit immer wechselnden Partner*innen und kurzen Gesprächen bis zum Morgengrauen nach Fougeres (310km). Auf dem Boden liegend ein Baguette weggemümmelt und weiter geht’s, ich war ok!

        

Bis Tinteniac (360 km) weite Strecken mit einem italienischen Pärchen gefahren, irgendwann wurde der Mann müde und wir wechselten uns im Wind ab. Herrlich, endlich mal mit jemandem länger quatschen! Aber mein geplanter Schlaf- und Essensstopp am Mittag trennte uns, sie wollten noch 80 km bis zum Hotel-Stopp fahren.

  

 

Nach einem ausgiebigen, warmen Mahl und knapp zwei Stunden in meinem wunderbar leeren Einzel-Vierer-Zimmer in Tinteniac aufgewacht. Einschlafen, sonst gerne ein Problem bei langen Radevents kein Problem, Buff über die Augen und weg war ich. Dann wieder los über die leere Verpflegung in Quedillac bis zur Kontrolle in Loudeac (440km).

  

Wassertürme waren dabei ständige Begleiter, die ab und an echt hübsch waren, sowie die Trikots oft Aushängeschilder von Städten oder Ländern.

Hier Ines aus Belgien kennen gelernt und mit ihr für viele Kilometer gegen den Wind die nicht enden wollenden Wellen gedrückt.

In Loudeac, was ein Spalier von Schaulustigen durch die der Weg zur Kontrolle mäanderte.

 

Hier gab es die ersten, deutlich sichtbar Erschöpften. Wer sonst würde in der prallen Sonne ein Nickerchen machen, wenn es wunderbaren Schatten nur ein paar Meter entfernt gab?!? Gut, dass es nicht heiß war!

 

In Loudeac Arun aus Indien zum ersten Mal getroffen. Von 22 Brutto-Stunden habe ich 4 Stunden Pause gebraucht und bin 440 km weit gekommen, ok! Vor allem schon mit einer Mütze Schlaf für den Rückweg!

Auch jetzt immer in kleinen, wechselnden Gruppen unterwegs, die Suche nach DER Gruppe hatte ich längst aufgegeben. Dafür geben sich die Menschen am Streckenrand echt Mühe, uns zu unterhalten: MTB-Stunts und tanzende Mädchen. Nicht nur zu ihnen „Merci“ gerufen, den Daumen gereckt oder gewunken, ich kam mir manchmal vor wie ein Präsident auf Staatsempfang!

 

Minimale Französich Kenntnisse helfen enorm, dem Ruf "Gâteau" bin ich gerne gefolgt! Einmal durchschnauben, ein paar Nettigkeiten austauschen und weiter geht´s!

 

In St. Nicolas (485km) wurde aus der Verpflegung die „Geheimkontrolle“, die hatten Baguettes mit Mayo und Hühnchen, hmmmmm. Die Anstiege werden langsam länger.

Carhaix (515km) in der Dämmerung erreicht. Es sollte schnell gehen, also vorbei an einer kleinen Schlange fürs Menü und ab ins Schnellrestaurant ein Baguette und so kaufen (Croissant, Cola, Tarte, Kaffee . . . ). Nachttauglichkeit hergestellt und dann nix wie los, dem Dach der Tour entgegen.

Ich war an den Hinwegs Kontrollen schon ein wenig gehetzt. Hier gab das Taktik Mantra aber auch noch Sinn: keine Zeit an den Kontrollen verplempern ohne echte Entspannung! Auf der Piste war dann entspanntes Pedalieren angesagt, bei ü 600 km Restprogramm kann mensch nichts erzwingen;ohne Druck das Tempo hochhalten oder es geht nicht!

Dem Radsport hat man in Carhaix ein Denkmal gesetzt, die Bretagne ist ein wahrer Radsport Hotspot! Kein Wunder: PBP seit 1891 und auch immer mal wieder fährt die Tour de France durch die Region.

Auf der längsten Steigung hinauf zum Roc’h Trévezel mit knapp 400mNN musste ich meine nette Gruppe ziehen lassen, mein Magen meldet sich und das Riopan Gel ist hinten in der Arschrakete . . . .  .

JedeR, die/der mich passierte hat nachgefragt, ob Hilfe benötigt wird, wie auch bei jeder und jedem, die/der irgendwo anders stand. Brevets eher ein Mit- als ein Gegeneinander. By the way, wer Verunfallten hilft bekommt eine Zeitgutschrift.

 

Oben auf dem Gipfelplateau gab es im Dunklen super nette Verpflegung durch Franzosen aus einigen Campern heraus, die einem jeden Wunsch erfüllten; ab hier bin ich erst einmal auf Kräutertee mit Milch umgestiegen. Die Nacht war warm, der Wind hatte nachgelassen, kein Regen bisher, Wahnsinn!

 

Auf der z.T. rasenden Abfahrt Richtung Brest kurz die salzige Meeresbriese gerochen, bevor ein Lebentiertransporter mit dem Schweineduft unsere Sinne vernebelte - kam dann die Müdigkeit! Aus zunächst einigen schweigenden Franzosen bei der Abfahrt wurde eine große Gruppe Schweiger, wortlos hielten sie die Gruppe perfekt zusammen. Aber auch das konnte mir den kurvigen Kurs im Dunklen, der auch immer wieder Steigungen parat hielt, ohne Blick auf den Atlantik und ohne Bild von DER Brücke nicht schöner machen. Als dann in der Stadt noch steile, finale Rampen bis zur Kontrolle kamen, war ich bedient und platt!

Brest erreicht, gut 600 km unter 30 Stunden, so schnell war ich noch nie bei einem 600er! Doch wie jetzt weitere 600 km mitten im ersten großen Tief weiter fahren?!?

RETOUR