Serie-19-600

 

 

 

 

 

600 er Brevet

 

 

2-3-4-600 Kilometer Brevets (nur) zum Üben?!?

 

 2-300 | 400 | 600 || Erfahrungen aus der Serie

 

In Bimbach 5 Tage vorher nicht alles geben!!!

Das war mein Kompromiss, denn die X3 Strecken mit 450 km und schwindelerregenden Höhenmetern in zwei Tagen und maximalen Rampen von 20% konnte ich mir so kurz vor dem 600er nicht vorstellen. Die Serie hatte bisher gezeigt, mein Körper braucht mittlerweile mehr Erholung und die drei Wochen zwischen 400 und 600er waren gut. ABER – Pfingsten ohne Bimbach ebenso ein NO GO! Also Samstag den 150er gaaanz sutsche und Sonntag je nach Beine maximal 220, so der Plan. Der Sturm hat ihn zu Nichte gemacht, denn als die Berge am Samstag kamen, die diesmal giftiger waren als auf den alten Strecken, hatte uns der Sturm schon niedergerungen. Da nützen auch 40km Rückenwind bis ins Ziel nix, beim Start am Sonntagmorgen waren die Beine hart! Zudem mit dem schweren Brevetbock unterwegs hieß das, mein Tempo finden und fahren. Es dauerte 100km, bis die Beine am Sonntag wieder wollten. Danach mit einem weiteren Sitzenbleiber mit viel quatschen und zunehmendem Druck auf dem Pedal im immer flacher werdenden Gelände Richtung Ziel gedüst. Pfingsten fährt man in Bimbach!

Vor der Fahrt zum Start des 600er, war mittlerweile wirklich Ruhe eingekehrt, weil das Rad und ich zusammen gewachsen und ne gute Brevet Einheit geworden sind, ok, der Sattel . . . . . . . Ich freu mich auf den 600er, sogar auf den Nachtstart und das vermutete alleine Fahren.

 

In Großenwieden am späten Freitagnachmittag füllte es sich langsam ca. 25 Starter brachen nach der Ansprache vom Cheffe in die laue Sommernacht auf. Eigentlich sollten es doppelt so viele sein, doch bei dem super Wetter haben viele bei den Ostfalen den 600er gefahren und konnten so auf das - bergige - Backup bei Uwe verzichten. Ein Schelm, wer böses dabei denkt ; )

 

            

Als Pulk noch über die Weser, doch schnell splitterte das kleine Grupetto in Grüppchen auf.

In dem ersten hügeligen Kontrollzangen Parcours traf man sich eh wieder bis mit dem ersten (!) von zwei Sonnenuntergängen die lange Reise nach Süden auf fast menschenleeren Bundesstraßen begann. Die geringen Abstände bis dahin ließen ca. 15 Randonneure sich bei der Geheimkontrolle treffen, um dann über Bad Drieburg bis zum fast Anstieg nach Korbach in einer 10er Gruppe zusammen zu arbeiten. Nach gut 100 lockeren Kilometern mussten dann die ersten im Flachen und ich an der Steigung abreißen lassen. Gut so, denn trotz der gefühlt lockeren Kurbelei, Gruppefahren strengte mich mental an und ich investiert doch mehr als im eigenen Rhythmus. Alleinsein brachte zudem Ruhe und ich wusste bei 25 Startern, ich werde nicht 500 km alleine fahren, denn von vorne oder hinten kommt bestimmt jemand. Stimmt, nach 10 km kam von hinten und nach weiteren gut 250 von vorne jemand; allein war ich insgesamt vielleicht 30 km.

Mit Matze aus Bremen bin ich schon kurz vor Korbach bis nach Heli gemeinsam gefahren. Gute Gespräche, ein für beide super passendes Tempo und schöne Pausen passten zur unspektakulären Fahrt nach Gießen über Marburg. Selbst die so gefürchteten Rampen vor Marburg über Rosenthal nach Bracht waren easy. Ich war letztes Jahr nach 400km also doch nicht so frisch, wie ich es damals gedacht hatte. In Gießen Teile unserer Mitstreiter getroffen, wir waren zu dem Zeitpunkt noch relativ eng zusammen.

Ab Gießen, im mittelhessischen Bergland gab es wieder Zauberblicke am Morgen. Doch meine Beine meldeten sich langsam immer deutlicher nach gut 300km ohne echte (Sitz)Pause. Oder war es doch eher der Kopf, denn ich hatte mir ja vorgenommen rechtzeitiger Pausen zu machen als im letzten Jahr. Ziegenhain – ich sage nur Schwelmer Bäcker - war mein Fluchtpunkt, obwohl es gut lief, aber er wollte und wollte dann doch nicht kommen.

      

Aber der Bäcker kam und mit ihm die erste Pause, die diesen Namen auch verdient. Danach wurde es heiß . . . und kurzfristig voll. Die B254 wollten wir am Samstagmorgen nicht nutzen, also sind wir auf den Radwegen daneben Richtung Homberg Efze gefahren, plaudernd in unserem Tempo. Von weitem ist der Stadtberg von HomBERG sichtbar, ok, es geht wieder hoch und danach über den Goldberg bis zum Basaltsteinbruch noch ein gutes Stück höher - wie ich vom letzten Jahr wusste.

Dieses unscheinbare Bild links von der Kontrollstelle in Malsfeld darf nicht unkommentiert bleiben, denn die Fahnen weisen den Weg der nächsten knapp 100 km *grins* und das taten sie quasi schon ab Gießen *G R I N S *

In der Hitze war das Klettern zum Steinbruch schon anstrengend. Aber die rasante Abfahrt nach Malsfeld wartete und mit ihr der schöne Anstieg über Günsterode nach Heli und damit mein geplantes Nickerchen! Denn nach dem beinahe Kreislauf-Crash beim 600er im letzten Jahr auf fast gleicher Strecke ging es darum, in diesem Jahr Dinge während der Quai-Serie anders zu machen, um überhaupt weiter träumen zu dürfen: mehr trinken, Mineralstoffe nutzen, gleichmäßigere Streckenteilung, mehr schlafen, . . . . 

Schon merkwürdig, Körper und sind Geist gut drauf, nen guten Partner hab ich auch, alles passt und ich verabschiede mich zum Nickerchen?! Der 600er ist nicht nur das Ende der Qualifikation-Serie sondern mit jedem Brevet habe ich Veränderungen an Material und Strategie getestet mit dem Nahziel - Brevet absolvieren, damit die Serie vervollständigen, um bei PBP zu starten und letzlich - zu finishen. Da haben wir es wieder, mein „Problem“, das Erleben, Ausleben des Augenblicks ist weniger wichtig als der Gedanke an eine Funktion im Morgen . . . .   . Aber es fühlt sich jetzt anders an. Ich will nach Paris!

 

Nach zwei von eigentlich vier Stunden Schlaf (anderes Thema . . . ) ging es - alleine - wieder los über bekannte Wege zum Dach der Tour, der Hohe Meiẞner wartete. Nach ihm der Dün, die Wasserscheide zwischen Werra und Leine, das Ohm-Gebirge, dann das wellige Eichsfeld über Leinefelde und Osterode an den Harzrand.

Aber ich war nicht mehr alleine! Auf dem Dün, in Wüstheuterode, sitzt mein gemischtes Norddeutschen Trio aus Lüneburg in der prallen Sonne (?!) . . . und flucht über die hohe Anzahl an Höhenmetern. Dank des Rückenwindes und der sanften Wellen war es dennoch ein herrliches Radeln, ab dem Treffpunkt, auf meist einsamen Straßen, in den Sonnenuntergang zu fahren. In Osterode, dem östlichsten Punkt, haben wir die ersten Gruppen von Startern aus Mittelhessen getroffen und uns für die Nacht fertig gemacht.

In der zweiten Nacht ohne Schlaf wurden zudem die Wellen wieder länger und ruppiger , was langsam Spuren in unserer Gruppe zeiget. Ein Stopp in einem EC-Hotel in Einbeck am Rand des Sollings für ne Viertelstunde wurde deshalb nötig, wie ein weiteres Powernap nach der Rühler-Schweiz an der Weser. Im Dunkeln blieb zwar die Aussicht verborgen, aber das Profil war eindeutig: hügelig. Der Südwest Wind war mit der Dunkelheit zum Glück abgeflaut und behinderte so unser letztes Teilstück nach Westen nicht.

 

Irgendwann dann zum letzten Mal von der Weser in die Hügel zum Haus Haderberg, um auf der Höhe den – zweiten - Sonnenaufgang genießen zu können.

Der letzte Kontrollzangen-Parcours konnte uns nicht mehr in die Knie zwingen, die zweite Nacht war durchradelt und mit jedem Quantum Helligkeit und jedem Kilometer mehr auf der Uhr wurde das Grinsen breiter angesichts des immer näher kommenden Zieles.

 

Irgendwann war es dann auch so weit, die letzte Abfahrt ins Ziel Großenwieden wartete auf uns.

Im Ziel schläft seit Stunden (!) Jonathan, der meist alleine mit seinem Stahlross - one for all - die Strecke absolviert hat: R E S P E K T! Aber nicht nur für ihn, sondern für alle, die sich an diesen Strecken versuchen.

       

Grinsend habe ich tiefe Zufriedenheit im Ziel genossen, denn ich war in den Nächten nie wirklich müde, hätte am Sonntagmorgen weiter fahren können und die Beine waren nicht schwer, - unglaublich!

Alle Umstellungen haben anscheinend gefruchtet, jetzt noch nen passenden Sattel und ich kann mir vorstellen, es im August zu schaffen, . . .

. . . ist ja "nur" doppelt so lang!

 

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