Italien 2020 | Radfahren:  in der Toskana - im Cilento 1 | 2 | 3
 

Königsetappe - Hoch hinaus!

Wer hoch hinaus will, der sollte früh starten! Reichte aber nicht, schon um 8 Uhr waren es über 30 Grad und die sanft ansteigende, leere Straße nach Cearaso ließ den Schweiß schon strömen. Was machen dann erst die harten Rampen später?

Mit jedem Kilometer wurden die Blicke weiter und mein Hausberg, der Mnte. Stella erhob sich majestätisch aus der Ebene.

Zum Glück gab es in den Dörfern genug Wasser, um sich abzukühlen, mein Trinkrucksack war überflüssig, aber mensch weiß ja nie.

Hinter Ceraso wird die Straße zunächst schmaler, um nach einer kleinen Abfahrt Richtung Novi Vellia, dem Ort wo die Einbahnstraße zum Gipfel abzweigt, immer härter anzusteigen.

Auf meiner Piste durchquert man nur Randbereiche der Stadt. Der harten Steigung geschuldet ist man abgelenkt und ehe man sich versieht, ist mensch auf der Einbahnstraße und denkt sich: Mist, ein Kaffee wäre schön, aber DAS noch einmal runter und wieder hoch . . . ?!?

Wenn einen dann die zwei 20% Rampen zu Beginn der Einbahnstraße auf miesem Belag empfangen, dann bereut mensch diese Entscheidung sofort und hofft:

"Lass es SO nicht weitergehen . . . .  !"

 

 

Zum Glück wird die Piste besser, sanfter und vor allem schattig! Dafür verschwindet das Panorama und fordernd ist sie allemal noch. By the way, die beiden Rentner, früher Gastarbeiter in Deutschland haben mich als "Tedeschi" erkannt und ihre letzten Brocken Deutsch zusammengekratzt und mich angesprochen, rührend!

Unvermittelt wird irgendwann der Wald lichter und Blicke auf das Restprogramm und die das Meer werden frei. Auch die Steigung lässt nach, zunächst.

Am Ende des lichten Abschnitts wird es kurz noch einmal steil, dann führt die Route mit einigen Blicken und Wellen entlang eines Tals auf eine andere Bergflanke. Kommt links der einzige Brunnen der Strecke, heißt es herunterschalten, denn die Kehre nach Westen wird mit einem 20%er eröffnet.

Mit fordernder Steigung und fast ohne Blick durch das Blätterdach werden die finalen sau harten Rampen erreicht. Die wenigen Blicke in die Tiefe verdeutlichen die Steilheit und die bereits absolvierten Höhenmeter gut!

Und plötzlich wird die Straße breiter, einige Autos parken und unter dem Blätterdach wird ein Steinhaufen mit Kreuz als Kreisverkehr ausgewiesen sichtbar, Ende des Asphalts - welch schmuckloses Ziel! Doch ein Schild und ein grob gepflasterter Weg weisen den Weg zu einem Kloster?

Zu Fuß nach ein paar Metern auf diesem Weg stehen geschlossene Buden, auf dessen Rückseite das Rad geparkt wird, das grobe Pflaster weicht Besserem, ein Kreuzweg beginnt.

Es eröffnet sich der Blick auf eine riesige Klosteranlage, die am höchsten Punkt eine, für einen Berggipfel, gigantische Freifläche bietet, die sich mit der Kamera nicht einfangen ließ.

Dafür war das Panorama nach Westen auf den Startort um so besser! Klick für ein größeres Bild

Nach einem Kaffee startet die Abfahrt, trotz der steilen Rampen kein Problem, weil der Belag meist gut ist! Nur am Ende - bei den zwei 20%ern vom Beginn - schüttelt der miese Belag kräftig durch und mensch muss wegen der Löcher im Asphalt achtsam fahren.

Unten angekommen offenbart sich nach einigen Metern auf dem weiteren Weg an einer kurzen Steigung in der gleißenden Sonne die gigantische Bergflanke des Aufstiegs, 1200 HM hoch und steil.

Der weitere Weg ist viel sanfter und bleibt auf der Höhe. Bei Cardile taucht wieder der Mnte. Stella über der Straße auf.

Als Gioi am Horizont "hoch" oben auftaucht, war noch nicht genug Power für einen weiteren Anstieg da, deshalb abfahren ins Tal, denn ich wollte ja eigentlich noch auf den Mnte. Stella hoch - eigentlich.

 

Die Abfahrt kurvenreich und einsam und dann ging es in gleißender Hitze unerwartet den Berg hoch nach Salento. Im Nachhinein betrachtet waren es nur knapp 100 HM, aber mein angezählter Körper, doch vor allem der nach Ausreden suchende Kopf, kamen in das Mantra: "Jetzt schon wieder hoch, dann wird das nix mit dem Stella! Jetzt schon wieder . . . !" Bei unzähligen solo Langstrecken so oft erlebt und jedes mal falle ich erneut darauf hinein, aber komme immer schneller wieder heraus! "Iss was, du hast Hunger, mach eine Pause, du bist müde"; Essen & Pause, das A & O der Langstrecke, galten in der Hitze auch für ca. 100km (mit einigen, steilen HM), denn mit einem Nettoschnitt unter 20km/h, war ich schon einiges an Zeit unterwegs.

Die Pause erfrischte, wie die unspektakuläre Abfahrt ins Flusstal des Alento, kurz auf der Hauptstraße zur nächsten Brücke und rein in die nächsten 1000Hm auf einsamen Straßen. Bis mich ein von hinten anschleichendes Auto auf 10m breiter Piste zum Spaß super, super knapp überholte. Erst bei meinem lauten Fluchen registriere ich, dass ich noch zu kaputt von der Hitze bin, um den fordernden und schattenlosen Anstieg in Angriff nehmen zu können. No Chance, ab nach Hause!

Hmm, es ist noch früh am Tag, also schnell den Rest der Meute beim Bootfahren anrufen, vielleicht können wir uns treffen?

Ein fulminanter Abschluss der anderen Art für eine gelungene Radtour! Vom Wasser aus, sah der alles überragende Berg schon fast klein aus - fast!
Cycle Route 7008683 - via Bikemap.net - Open Route in Bikemap App


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