LEL-Vorbereitung


    


Nach der Hitze 2022

drei Jahre später

ein hefriger Sturm zur Unzeit


 

Es fehlt was …..Abbruch!

LEL wurde am Montag 19:30 nach zwei Tagen abgebrochen! Schon seit 11:30 durfte niemand mehr die bis dahin erreichte Kontrolle verlassen. Wir sind gegen 17 Uhr in Ritchmond gestrandet. Vor Dienstagmorgen durfte keiner von dort weiterfahren, der nicht abbrechen, sondern auf dem Southbound-Track zum Ziel nach Writtle zurückfahren wollte. Sie brauchten Zeit, um die Kontrollen im Süden zuerst leer laufen zu lassen, die Verpflegung sowie die Verteilung der Volunteers neu zu organisieren und Sie wollten uns natürlich aus den Gefahren des Sturmtiefs Floris heraushalten. Welches mit seinem Zentrum just über den Track von LEL zog, wenn es der Hauptteil des Starterfeldes am wenigsten gebrauchen konnte, auf den kahlen Hochflächen der Northern Penniens mit der Cima Coppie, Yad Moss, und generell Schottland! Bei Seitenwind mit Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 100km/h– ein worst case szenario!

 

Super schade, aber nicht zu ändern! Wer hätte für 2500 und für diese Bedingungen meist unzureichend ausgestatteten Randonneure die Verantwortung bei einem ungewöhnlichen und extremen Sturmereignis übernommen? Zumal in einer topographisch und klimatisch eh schon sehr fordernden, einsamen Region, bei bereits im Vorfeld durch den Sturm ordentlich aufgebrauchten Kräften und der Aussicht, auch noch Hunderte von Kilometern zurück zum Ziel fahren zu müssen?!?

Geglaubt habe ich das, was ich gerade schreibe erst, nachdem ich den O-Ton von Ian McBride gelesen habe. Denn unten im geschützten Richmond war es zwar heftig, aber nicht unmöglich - das bekannte Prophylaxe-Problem. Ian McBride war der einzige Starter, der die ganze Strecke gefahren ist, weil er beim Abbruch schon am Wendepunkt war – unglaublich! Auf den diversen Videos sieht er zudem aus, wie der Man aus Stahl, den Floris nicht erschüttert hat.

„Ich wurde kurz vor Moffat zweimal von der Straße geweht. Zwei kleine Abschnitte musste ich zu Fuß gehen, weil ich sie nicht fahren konnte. Am Ende des Tals war es wie ein Windkanal. Ich hatte tatsächlich ein paar Mal Angst. Ich hoffte jedes Mal, dass jeder weiße Transporter ein LEL-Wagen wäre, der mich abholt und sagt, dass alles abgebrochen ist. Ich fuhr nur weiter, weil ich keine andere Wahl hatte – es gab keinen Ort, um sich davor zu verstecken. Auf der Straße lagen umgestürzte Bäume, und kleine Äste und anderes Zeug flogen überall herum. Meine Rückfahrt über Yad Moss, 30 Stunden später, begann sonnig und wurde dann sehr windig, mit gefährlichem Hin- und Her-Schlingern über die ganze Straße, wieder jede einzelne Schicht Kleidung an, und unten angekommen zitternd vor Kälte und völlig durchnässt. Ich denke, leider wurde die richtige Entscheidung getroffen.“

 

Schon beim Ankommen im Ziel lag es in der Luft, es fühlte sich nicht richtig an: Im „Ziel“ zu sein, die Finisher Medaille unter dem Essens-Voucher „versteckt“ in die Hand gedrückt zubekommen und keine tiefe Zufriedenheit über das „Geschafft“ zu spüren, ….. ! Im Nachhinein fühlt es sich eben ein wenig an wie „NICHT geschafft“. Wobei das nur für die absoluten Fakten gilt, denn wir haben ca. 1000 km in vier Tagen mit knapp 7000HM auf der Habenseite und sind diese bis zum Ziel mit dem Rad gefahren; doch es bleiben ca. 1/3 der Strecke mit der Hälfte der Höhenmeter, die fehlen! So war es gefühlt nicht die Heraus-forderung, der wir uns stellen wollten. Abgesehen davon, dass wir uns besonders auf die verpassten Landschaften gefreut hatten, die erst nach Richmond kommen: North Pennines mit Yad Moss, Schottland!

Auf der anderen Seite hatten wir auf den beiden Tagen unseres Northbounds absolute und in der Intensität zunehmende Herausforderungen beim Kampf mit dem Wind! Da fiel der halbe Tag Regen nicht mal ins Gewicht. Wir waren ganz schön im Sack, als wir in der Kontrolle Richmond nach 470 km angekommen sind. So dass - jeder für sich - auf dem Weg dorthin mit dem Gedanken gekämpft hat: Schaffe ich die Runde unter diesen Bedingungen überhaupt?!? Also bevor uns die Info über die Unterbrechung erreichte. Und ja, es war am Ende ein harter Kampf, der sich wohl wegen seiner Gleichförmigkeit nicht mit der tatsächlichen Dauer ins Gedächtnis gebrannt hat, wenn wir in der Ebene zu 8 nur 9 km/h fahren konnten und irgendwann der Erste an der Spitze aufhörte, gegen die Böen anzutreten, sondern diese quasi abwartet, bevor wieder Schub gegeben wurde. Auf dem Rückweg haben wir uns mit einer im Vergleich deutlich leichteren Mitstreiterin aus Deutschland unterhalten, die Richtung Richmond nicht mehr auf dem Rad essen wollte, weil sie Angst hatte, dass der Sturm sie mit nur einer Hand am Lenker wegweht. Generell waren wir mit mehr Menschen unterwegs im Vergleich zu 2022 und haben dennoch weniger gesprochen, weil Windschatten fahren, um Kräfte zu sparen, schon von Beginn an Thema war.

 

Dennoch wir hatten Spaß beim Southbound mit dem Sonnenschein, dem Strahlen in den Gesichtern der wundervollen Volunteers, dem nun abgeschwächten Sturm als angenehmen Tailwind, aber vor allem mit dem Lachen der anderen Teilnehmer bei vielen Gesprächen! Diese waren nun möglich, weil wir nicht mehr Kopf runter in einer Einerreihe gegen den unsichtbaren Gegner kämpfen mussten, dessen Gebrüll Gespräche eh nicht zuließ.

 

Wenn die Volunteers SO alles geben und die Bedingungen auf dem Southbound top sind, dann gibt es keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen!

https://www.youtube.com/watch?v=7XOQa4yO1mg

Die Strecke