LEL-Vorbereitung


    


Strecke mit Bildern


 

LEL snd                Im Vorfeld der Anreise waren Wetterapps unsere mehrmals täglich konsultierten Kristallkugeln, um die zunächst furchtbaren Vorhersagen, sehr nass und stürmisch, sehr sehr stürmisch, zu bannen! Das gelang bedingt, denn die Vorhersagen verbesserten sich für die Nässe deutlich, für den Wind ich sach mal, geht so! Eine leise Ahnung über das Kommende beschlich uns, als unsere riesengroße Autofähre auf dem Hinweg dann noch zwischenzeitlich so rollte, dass wir uns beim Gehen festhalten mussten?!? Das war doch vor drei Jahren nicht so, oder? Neeh….

 

Writtle ein guter Startort, klein genug, um übersichtlich zu sein und gleichzeitig genug Infrastruktur dadurch zu haben, dass es ein Stadtteil von Chlemsford ist. Einem Städtchen bei dem sich ein Besuch lohnt! Die Organisation war top, so verflogen die Stunden vor Ort mit Wiedersehensfreuden, Angsteinkäufen, kurzer Radtour zum Stressabbau, packen, ….

Der erste Mensch, dem ich bei der Anmeldung in die Arme laufe ist Tim! Wir sind LEL 2022 nachts plaudernd eine schöne Etappe in Schottland zusammengefahren. Im Ziel hat er mich wieder erkannt und mir eines von seiner Frau mitgebrachten und gekühlten Biere angeboten. Auf meine Frage, wie er eigentlich heißt, kam „Tim“ und auf meine Antwort „Tom“ hin, haben wir beide herzhaft gelacht! Jetzt hab ich ihn wiedererkannt – ein schönes Wiedersehen! Der zweite, Uwe, der Organisator des Brevetstandortes Weserbergland, dann Dag von PBP 2019, ….

  

Angesichts des Wetters beschlich mich der Gedanke, hmm unter diesen Umzugsdecken vom Veranstalter könnte es bei den ungemütlichen Bedingungen kalt werden?!? Also noch einen Schlafsack gekauft, pardon, meinen „Writtle“! Er wiegt nur 1kg , hat 14 £ gekostet, ist aber monsterdick; ich liebe ihn mittlerweile. Ein weiteres Prunkstück meiner Flotte von Schlafsäcken, einer für jeden Fall, die ordentlich verpackt  …… zu Hause lagen!?! Wie oft ich die Dropbags umgepackt habe, sag ich nicht!

   

Vom Zeremonienmeister wurde unser AI-Pack vor der Startzeit 12:30 gesammelt. Unter Indischen Gesängen ging es zur Startlinie und nach einer Ansprache, niemand konnte sich danach den Scherz der artificial intelligence verkneifen, wurden wir auf die Reise geschickt. Unser Pack kannte einige Pacer, so dass wir dank eines Lupi di Grigi aus Milano und des Engländers mit Armprothese die ersten 75 km super schnell unterwegs waren.

  

Das setzte das Tempo bis zur ersten Nacht, auch wenn wir teilweise als Duo unterwegs waren. So konnten wir einige überholen, trotz deutlichem Gegenwind: nicht immer langsamer werden war unser Mantra! Wir wollten den Hinweg bis zu den Penniens möglichst schnell/durchfahren, um im Norden der Strecke alles bei Tageslicht erleben zu können – seufz! Nach 100 km die erste Kontrolle Northstowe. Mitten im Nichts tauchte plötzlich eine riesige Schule auf und dahinter ahnte man das zugehörige Neubaugebiet. Tolle Kontrolle, super Essen, das haben wir uns für die Rückfahrt gemerkt!

 

England war wieder schön, sah aber bei dem bewölkten Wetter mit wenigen kurzen Schauern nicht mehr ganz so überwältigend aus, wie in der strahlenden Sonne 22, wo zudem keine Wind-Sorgen den Moment einfärbten und wir nicht hintereinander kämpfend sondern nebeneinander plaudernd gefahren sind. Die Fens waren diesmal klar auch härter. Das haben wir daran gemerkt, dass wir beim Geschäft an der Trinity Bridge angehalten haben, um einzukaufen. Etwas, was wir 22 gesehen haben und uns gefragt haben, warum machen die das?!? So sind wir dann doch zügig durch die Kontrollen Boston und Louth, die fast das Ende der Fens markiert, gefahren. Vor Hessle ein Stopp auf der Zufahrt zur Humber-Bridge. Ein Unfall auf der Straße, sie lassen uns aber nicht durch. Was tun schlafen oder warten, … und schon geht es weiter zu unserem „Schlafplatz“ in der völlig überfüllten Kontrolle. Der Wind hat uns schon ordentlich zusammen geschoben. Manchmal reichen zwei Stunden im Windfang, zumal wenn neben mir ein Schnarcher liegt … Also wieder los - Schottland wartet!

  

Die erste Attraktion war das Yorkshire Wolds Hochplateau mit seinen sanft nach West abfallenden eiszeitlichen Ablaufrinnen. Aber auch die sind in der Sonne schöner, als im einsetzenden Regen, der sich fast nen halben Tag hielt, aber zum Glück nicht stark war. Die Kontrolle Molton, nach dem ersten Besuch vor drei Jahren kein Favorit von uns, überraschte mit wenig Andrang, sowie leckerem Essen und mit großer Auswahl, toll!

 

Kaum aus der Kontrolle heraus das zweite Highlight, die wellige An- und Durchfahrt auf Howards Castle Gate House mit Obelisque in den Howardien Hills, die ich schon bei Britischen Meisterschaften/Olympia/Tour de France (?) gesehen hatte. Der Regen hat die Kamera kurz absaufen lassen, deshalb nur wenige Handy- und Netzbilder von der spektakulären Fahrt!  

Dann kam die Sonne herraus! Doch das nächste Stück war hart, weil uns der Richtungswechsel für die nächsten gut 50 km genau in den Wind drehen ließ und somit die allgegenwärtigen Hecken keinen Schutz mehr boten Richtung Ripon. Aber der Regen hörte irgendwann ganz auf. Weiter östlich ging es entlang der Ausläufer des Nidderdale National Landscape Richtung Norden zur Kontrolle in Richmond. Der Wind war topographiebedingt  geringer, aber die Höhenmeter nahmen mit jedem der 40 km bis zur Kontrolle zu. Was eine Aussage bei gut 500 HM auf 107 km, auch wenn es im Mittelteil flach war! Da zeigt sich, wie anstrengend es bis hier für uns bereits war ….  

 

 

Die Kontrolle Richmond am Rande der Yorkshire Dales Flusstäler, die den mittleren Teil der Penniens bilden, ließen kurz die Sehnsuchtsorte erahnen. Genauso wie der Sturm und die Fülle der Menschen an der Kontrolle das Ende der Weiterfahrt ankündigten. Etwas was sich durch den Monitor und gut 1,5 Stunden später durch die Verkündung bewahrheitete: LEL 2025 wurde abgebrochen!

 

 

Jetzt war klar, das, was wir von LEL 25 wollten, wird es nicht geben, wir fahren nur noch gemütlich zurück, SEUFZ! Getreu dem Motto hatten wir unser Tiny-House 6 km von der Kontrolle weg ne halbe Stunde vor der Verkündung gebucht. Oh, das war schon versöhnlich: doch noch ein Stück auf dem Northbound zu fahren (und deshalb jetzt Besitzer eines solchen Schildes zu sein), eine super schnucklige Übernachtung zu haben, sowie den harten Dialekt des Nordens zu hören und ihr improvisiertes Dinner, NACH einer wunderbaren Dusche zu genießen, Tiefschlaf inbegriffen – nordenglische Idylle pur!

  

Am nächsten Morgen sind wir gemütlich zur Kontrolle Richmond gerollt. Ein fast schon gespenstisches Bild erwartete uns! Nahezu keiner mehr da, nur noch Bohnen, Speck und Würstchen sind übrig – gut 1000 Wanderheuschrecken haben zugeschlagen. Wir treffen Uwe, der gestern noch weiter bis zur nächsten Popup Kontrolle fahren durfte und mit ihm haben wir ein loses Trio für den Rückweg gebildet.

   

   

Vom abgeschwächten Sturm als Tailwind geschoben, ging es plaudernd schnell zurück auf der anderen Seite an Howards Castel vorbei mit fiesen Stichen bis zur Kontrolle Molton. Die war nicht voll und das Essen köstlich, aber wir wollten in Hessle pennen.

  

 

 

  

Also wieder los und hinauf zum Yorkshire Wolds Hochplateau. Irgendwann kommen dann die Fens am Ende des Hochplateuas in Sicht und dann irgendwann Hessle. Rad abgepackt, Bett geordert kommt ein Offizieller der Hamber-Bridge: Der Wind nimmt wieder zu, noch 5 Meilen mehr und die Brücke ist wieder dicht! Na und?! Ihr könnt aus der Zeit fallen, wenn ihr erst danach weiterfahrt!

Langsam erreichte uns die Nachricht, dass LEL-25 um einen Tag verkürzt wurde und das Bummeln nicht reichen wird.

     

 

Rad fertig gemacht und ab in die langsam beginnende Dämmerung mit einem rumänischen Viererzug. Mit flottem Tempo, mitführen nicht nötig, plauderten sie die ganze Zeit. Dann noch ein Raucherpäuschen mit Bildern vom Sonnenuntergang gemacht, man kann auch beim Schnellfahren bummeln. In der Dunkelheit stand wieder der Mond als Wegweiser über der Straße, wie 2022!

Die Kontrolle Louth war noch nicht voll. Nette Abendgespräche mit Thailändischen Randonneuren, deren Lächeln ansteckend war. Es gab noch Luftmatratzen im Zimmer, aber was nützt das, wenn der Schnarcher wieder genau neben einem liegt. Dann lieber raus auf den Flur zu den Franzosen vor die Tür!

 

Zeit für Gespräche mit denen, die man immer wieder sieht, weil sie nen ähnlichen Speed fahren und einem mit einem offenen Lächeln sympathisch sind. Hi, ich mag die Art wie du Rad fährst, ich bin Miguel, damit wir uns beim nächsten Mal kennen!

 

  

Ach die Fens, so hatten sie ihren Schrecken verloren und nach Bosten flogen wir zur Trinity Bridge und trafen viele Bekannte beim Lebensmittelmarkt, kalte Getränke inbegriffen, es war heiß!

   

 

Zurück nach Northstowe hielt die Kontrolle alles, was wir erhofft hatten, Essen Schottenrock, ein Bier auf die letzte Nacht bei LEL und nen Schnarcher wieder genau neben mir ....

 

Camebridge am Morgen was eine Stadt mit dem beschissensten Asphalt auf den ganzen 1000 km! Unspektakular und schnell sind wir zur letzten Kontrolle in Henham gerast und haben dabei das Inspector Barnebey England in Debden durchquert.

 

 

Und dann war das Ziel da und wir sind schnell ins Hotel zurück, uns war nicht nach feieren und Masse.

     

Was ne schöne Idee, LEL umzubennen. Schon in Boston gab es den Aufkleber, im Nachhinein Trikots etc . . .

Das Höhenprofil des Northbounds macht klar, was fehlte und unter den Bedingungen unerreichbar war.

Ich hab lange gebraucht, um meinen Frieden mit dem Abbruch zu finden, verstanden hatte ich die Gründe eh.

Wird es ein nächstes Mal geben? Losen und noch vier Jahre on top machen das nicht sicher!?!